Paradoxes Lob beschreibt das Phänomen, dass Lob auch eine kontraproduktive Wirkung entfalten kann: Anstatt motivierend zu wirken, führt es dazu, dass sich die gelobte Person „dumm“ oder unterfordert fühlt, wenn die gelobte Leistung für sie mühelos zu bewältigen war.
Das Paradox entsteht durch die Fehleinschätzung des Schwierigkeitsgrades und kommt genau deshalb bei Hochbegabten wahrscheinlich überdurchschnittlich häufig vor: Was für andere eine beachtliche Leistung darstellt, ist für die hochbegabte Person möglicherweise trivial. Das Lob signalisiert ihr unbewusst, dass subjektiv niedrige Erwartungen an sie gestellt werden. Umgekehrt kann Tadel bei nicht gelösten Aufgaben paradoxerweise positiv interpretiert werden, da er höhere Erwartungen und Zutrauen der tadelnden Person impliziert.
Wiederholtes paradoxes Lob kann zu Frustration, Selbstzweifeln und dem Gefühl führen, nicht richtig verstanden oder angemessen gefordert zu werden.
Die paradoxe Wirkung lässt sich reduzieren, indem der Referenzwert für das Lob in der Person selbst liegt – beispielsweise durch Vergleich mit einer vorherigen Arbeit oder persönlichen Entwicklungsschritten. Zusätzlich sollte Lob stets detailliert und spezifisch formuliert werden, da dies zeigt, dass sich die lobende Person tatsächlich mit der Leistung auseinandergesetzt hat. Detailliertes Lob fungiert als Interessensnachweis und wirkt eher auf der sozialen als auf der leistungthematischen Ebene.
Quelle (unter anderem) https://www.fhnw.ch/plattformen/schul-in/wp-content/uploads/sites/344/2023/10/paradoxe-Auswirkungen-von-Lob-und-Tadel_Binser_Foersterling.pdf (letzter Zugriff 22.05.2025)