Das Wort „Respekt“ stammt vom lateinischen „respectus“ ab, was „Rückblick“ oder „Beachtung“ bedeutet. Heute bezeichnet es die Achtung vor anderen Menschen, ihren Leistungen oder Positionen. Respekt kann sich auf Autorität, Kompetenz oder die Person selbst beziehen.
Für Hochbegabte entstehen oft Konflikte beim Umgang mit Vorgesetzten, da sie Respekt primär leistungs- und kompetenzbasiert verstehen. Sie respektieren fundiertes Wissen und durchdachte Entscheidungen, haben jedoch Schwierigkeiten mit Respekt aufgrund von Hierarchieebenen allein. Wenn Vorgesetzte fachlich weniger versiert sind oder Entscheidungen treffen, die Hochbegabte als suboptimal empfinden, fällt es ihnen schwer, die traditionelle Form des Respekts aufzubringen.
Paradoxerweise erwarten viele Hochbegabte gleichzeitig Respekt für ihre eigenen Leistungen und Fähigkeiten. Sie übersehen dabei oft systemische Ebenen und übergehen respektlos die Positionen anderer Menschen – etwa durch direktes Widersprechen vor Gruppen oder Ignorieren von Entscheidungswegen. Diese Doppelmoral entsteht unbewusst: Sie fokussieren sich so stark auf Kompetenz als Respekt-Grundlage, dass sie die sozialen und hierarchischen Dimensionen ausblenden.
Diese unterschiedliche Respekt-Definition führt zu Missverständnissen: Während das Unternehmen positionsbezogenen Respekt erwartet, zeigen Hochbegabte eher sachbezogenen Respekt. Ein bewusster Umgang mit beiden Respekt-Formen und die Reflexion der eigenen Erwartungen kann diese Spannungen reduzieren und die Zusammenarbeit verbessern.