Begabungsdiagnostik bezeichnet den gezielten Einsatz diagnostischer Verfahren zur Erkennung besonderer intellektueller, kreativer oder leistungsbezogener Fähigkeiten. Sie spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Hochbegabung zu identifizieren – sei es im schulischen, privaten oder beruflichen Umfeld. In beruflichen Kontexten kann Begabungsdiagnostik helfen, versteckte Potenziale zu entdecken, Underachievement (Leistungsunterforderung) zu erkennen oder gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen zu planen.
Typische Instrumente sind standardisierte Intelligenztests (z. B. der WAIS), Leistungstests, Persönlichkeitsverfahren, Selbstberichte oder strukturierte Interviews. Dabei sollte jedoch beachtet werden: Psychometrische Verfahren sind ein wichtiges Hilfsmittel, aber kein allwissendes Instrument. Sie können Hinweise und Orientierungen liefern, ersetzen jedoch nicht die ganzheitliche Betrachtung des Menschen mit all seinen Erfahrungen, Persönlichkeitsaspekten, Werten und Lebenskontexten.
Insbesondere bei Erwachsenen ist die Diagnose oft herausfordernd: Viele hochbegabte Personen wurden im Kindesalter nicht erkannt, haben sich angepasst oder ihre Begabung „versteckt“. Eine umfassende Diagnostik kann hier neue Perspektiven eröffnen – etwa durch bewusste Neuorientierung im Beruf, besseres Selbstverständnis oder gezieltes Kompetenzmanagement. Entscheidend ist ein sensibler, individueller Umgang mit den Ergebnissen, der nicht auf Zahlen reduziert, sondern das Gesamtbild in den Blick nimmt.
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