Unterforderung bezeichnet eine Situation, in der die Anforderungen einer Tätigkeit deutlich unter den Fähigkeiten, Kenntnissen oder dem intellektuellen Potenzial einer Person liegen. Im Arbeitskontext bedeutet dies häufig, dass Aufgaben zu einfach, zu monoton oder zu wenig herausfordernd sind. Unterforderung kann sich sowohl auf den Umfang der Arbeit (quantitative Unterforderung) als auch auf deren Anspruchsniveau (qualitative Unterforderung) beziehen.
Besonders problematisch wird Unterforderung, wenn sie über längere Zeit anhält. Sie kann dann zu negativen psychischen und körperlichen Folgen führen, wie etwa:
- Antriebslosigkeit
- Frustration
- Konzentrationsprobleme
- Selbstzweifel
- psychosomatische Beschwerden
Unterforderung ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung eines Bore-Out. Dabei erleben Betroffene keine Überlastung durch zu viel Arbeit, sondern eine Belastung durch Sinnentleerung und geistige Langeweile. Insbesondere hochbegabte Menschen sind gefährdet, da sie oft einen ausgeprägten Drang nach intellektueller Herausforderung (Need for Cognition (NfC)), Problemlösung und persönlicher Weiterentwicklung haben. Werden diese Bedürfnisse dauerhaft nicht erfüllt, kann die Motivation rapide sinken.
Wichtig ist zu verstehen, dass Unterforderung keine „Luxusproblematik“ darstellt, sondern ein ernstzunehmender Belastungsfaktor sein kann. Betroffene benötigen in der Regel keine zusätzliche Routinearbeit, sondern neue, komplexere und individuell passende Aufgabenstellungen. Geeignet sind z. B. bereichsübergreifende Projekte, strategische Aufgaben oder Tätigkeiten mit hoher Problemlösungskomplexität.
Auch Arbeitgeber sollten sensibilisiert sein: Ein Leistungsabfall ist nicht immer ein Zeichen von Überforderung, sondern kann auch Ausdruck chronischer Unterforderung sein. Eine gute Passung zwischen den Anforderungen des Arbeitsplatzes und den Fähigkeiten des Mitarbeiters ist entscheidend für langfristige Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit.