Der Begriff Bore-Out beschreibt einen Zustand chronischer Unterforderung und Langeweile im Berufsleben. Betroffene erleben ihre Arbeit als monoton, wenig sinnstiftend oder geistig nicht fordernd. Dies kann über längere Zeiträume zu Frustration, Erschöpfung, innerer Leere und psychischen Belastungen führen.
Entgegen einer weit verbreiteten Annahme ist Bore-Out nicht einfach das Gegenteil von Burn-Out. Während Burn-Out typischerweise mit Überforderung, Zeitdruck und zu hohen Anforderungen assoziiert wird, resultiert Bore-Out aus einer qualitativen oder quantitativen Unterforderung. Beide Zustände schließen sich jedoch nicht aus. Es ist durchaus möglich, gleichzeitig Aspekte von Bore-Out und Burn-Out zu erleben – etwa wenn jemand einerseits durch permanente Routineaufgaben kognitiv unterfordert, andererseits aber durch die Menge an Aufgaben organisatorisch überfordert ist.
Typische Symptome eines Bore-Out sind:
- Antriebslosigkeit
- Konzentrationsprobleme, Leistungsabfall
- Niedergeschlagene Stimmung
- Innere Kündigung
- Körperliche Beschwerden (z.B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen)
Da die Symptome sich zum Teil mit denen eines Burn-Out überschneiden, wird auf den Bore-Out häufig mit einer „Auszeit“ begegnet – was fatale Folgen haben kann. Oder es ist schon klar, dass es ein „zu wenig“ an Arbeit ist und es gibt als Lösung „mehr vom Gleichen“ – also zusätzliche Routineaufgaben, standardisierte Projekte oder reine Mehrarbeit. Solche Maßnahmen verstärken die Problematik oft noch. Sinnvoller sind Aufgaben, die eine echte Herausforderungen bieten: bereichsübergreifende Projekte, komplexe Fragestellungen oder Aufgaben, die für andere Mitarbeiter möglicherweise als „unlösbar“ erscheinen. Gerade für hochbegabte Personen, die einen hohen Bedarf an intellektueller Stimulation (Need for Cognition (NfC)) haben, kann dies entscheidend sein.
Für manche Arbeitgeber mag es zunächst paradox erscheinen, Mitarbeitende, deren Leistung bereits sichtbar absinkt, mit herausfordernden Aufgaben zu betrauen. Doch genau diese Art von anspruchsvollen Projekten kann helfen, Motivation und Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. Ein frühzeitiges Erkennen und aktives Gegensteuern – etwa durch Job-Enrichment, Weiterbildung oder eine Neugestaltung des Aufgabenprofils – kann helfen, einem Bore-Out vorzubeugen oder ihn zu überwinden.
Weiterführende Informationen:
Rothlin, Philippe und Werder, Peter (2024): Unterfordert: Diagnose Burnout – wenn Langeweile krank macht, Redline Verlag, ISBN 9783864144875 .